Selbstbildnis mit Bibel
Johann Friedrich Overbeck
Beschreibung
Das frühe Selbstporträt, das Overbeck 1808 in Wien als persönliches Geschenk zum Hochzeitstag seiner Eltern begann, ist in jeder Hinsicht Porträt: Es ist mimetisches Abbild der Wirklichkeit und zugleich konstruiert Overbeck sein Image vom gelehrten Künstler (Gelehrtenporträt), der Inspiration aus der Bibel empfängt. Die geöffnete Bibel in der Hand und die weiße Leinwand deuten auf den Vorgang künstlerischer Erfindung (inventio) auf der Grundlage intensiver Lektüre. Aus diesem Buch stammen die Geschichten, die meine Malerei bestimmen sollen – scheint Overbeck dem Betrachter sagen zu wollen. Es ist die kontemplative, scheinbar nur momenthaft unterbrochene Versenkung in das Gotteswort, die Overbeck zum Konzept seines Selbstbildnisses gewählt hat. Das abgelegte Zeichengerät mit schwarzer und weißer Kreide ist noch nicht erhoben, ein Moment des Innehaltens wird gezeigt, den der fragende Blick aus dem Bild unterstreicht. Bei den auf der Kommode im Bildhintergrund abgelegten Büchern handelt es sich einem Brief zufolge um wirkliche Bücherporträts seiner schmalen Künstlerbibliothek, in der sich Ausgaben von Horaz, Ovid, Homer, Vergil, Klopstock und anderen Autoren befanden. Overbeck beendete das Gemälde 1809 und schickte es 1810 vor seiner Abreise nach Italien an die Eltern nach Lübeck.
Audio
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Vergleich
Zwei Männer mit Buch in der Hand! Doch während Christian Adolph Overbeck über seine Lektüre wohl mit uns ins Gespräch kommen will - seine Handbewegung scheint das zu besprechende Für und Wider ja bereits aufzuzeigen - präsentiert uns Johann Friedrich Overbeck sein Buch, die Bibel, als Leitwerk seiner Kunst.