Beschreibung

Der aus Lübeck stammende Erich Dummer hatte in Weimar, München und Berlin studiert, bevor er sich ab 1914 als freischaffender Maler in seiner Heimatstadt niederließ. Ein Jahr später porträtierte er seinen Vater, den er auf einem Stuhl sitzend, die Arme auf der Stuhllehne ruhend, im strengen Profil darstellte. Der Blick des Malers ist von unten zum Vater aufgerichtet: leicht distanziert, fast ehrfurchtsvoll. Dummers Vater selbst blickt rechts aus dem Bild heraus. In gerader Sitzhaltung, mit kaum einer Regung in den Gesichtszügen, mit langem Kinnbart und Stehkragen erscheint er als typischer Vertreter des ausgehenden wilhelminischen Kaiserreichs. Maler und Modell, Vater und Sohn tauschen keinen Blick aus. Lediglich über einen Umweg sind sie miteinander verbunden. Im Hintergrund des dargestellten Raums erkennt man das drei Jahre zuvor entstandene Selbstbildnis Dummers, in dem sich der Maler mit stechendem Blick, aber verschatteten Augen zeigt. Während des Malprozesses hatte er sich so prüfend im Spiegel angeschaut, um sein Abbild auf die Leinwand zu bringen. Aus dem Gemälde trifft dieser fast beängstigende Blick jedoch den Betrachter. Als Bild im Bild tritt das Selbstbildnis in einen weiteren Dialog. Dummer steht über sein Selbstporträt nun mit dem Vater in Beziehung, aber ohne dass sich beide direkt anschauen. Dadurch fühlt man sich zu Spekulationen über ein schwieriges Vater-Sohn-Verhältnis angeregt.

Audio

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Provenienz

1915 - unbekannt  Erich Dummer

spätestens seit 1922  Museum für Kunst und Kulturgeschichte Lübeck, ehemals Museum am Dom, Lübeck

Das Gemälde soll aus dem Altbestand des Museums am Dom stammen. Das Museum am Dom wurde 1893 gegründet und war das erste Museum in Lübeck. 1922 wurde die Sammlung von Gemälden an das Behnhaus angegliedert. Währenddessen gelangte auch das Gemälde von Erich Dummer ins Haus.

Vergleich


Dummers Selbstbildnis von 1912 ist als "Bild im Bild" im 1915 gemalten Bildnis des Vaters im Hintergrund zu sehen. So sind Vater und Sohn miteinander verbunden. Oder müsste man eher sagen: miteinander konfrontiert?

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