Bildnis Henriette von Heintze mit ihren Kindern
Friedrich Carl Gröger
Beschreibung
An diesem Porträt einer Mutter mit ihren beiden Kindern lässt sich ein neues Bild von Familie und ein neues Selbstverständnis der bürgerlichen Familie ablesen. Auf einer weißen Parkbank sitzt vor einer weiten Landschaft Henriette von Heintze (1775–1845), die Ehefrau des Arztes Friedrich Adolf Freiherr von Heintze (1768–1832), 1813 provisorischer Maire Lübecks unter französischer Besatzung. Die Familie bewohnte das Herrenhaus auf Gut Niendorf, im heutigen Stadtteil Moisling. Henriette von Heintze hält liebevoll die kleine Tochter Henriette (1800–1837) in den Armen. Ihr Sohn, Josias Friedrich Ernst (1800–1867), steht links von seiner Mutter und Zwillingsschwester. Sie hat sich lächelnd dem Betrachter zugewandt, er die Hand in den Schoß der Mutter gelegt bzw. nach der Schwester ausgestreckt. Die Rolle der Kinder, die als eigenständige Charaktere dargestellt sind, verdeutlicht am besten das Neuartige des aufgeklärten Familienbildes. Auf das natürliche Wachstum der Kinder, wie es in Anlehnung an die Naturphilosophie verstanden wurde, ist mit den Pflanzen im Vordergrund verwiesen: Die Familie in der Natur erscheint als Teil eines harmonischen Naturganzen.
Die Rollenverteilung unter den gleichaltrigen Geschwistern erscheint hingegen traditionell: Das Mädchen ist eng an die Mutter gebunden, sie bildet durch ihr Kleid eine optische, durch ihre Position eine emotionale Einheit mit ihr. Der Junge steht bereits auf eigenen Füßen. Er hält ein buntes Holzpferdchen in der Hand, womit seine zukünftige Rolle, als Mann aus der Familie heraus nach außen zu agieren, bereits spielerisch eingeübt wird. Das Erscheinungsbild der Mutter ist klassisch. So trägt Henriette von Heintze ein kostbares Gewand der Empirezeit, ihr dunkles Haar mit dem griechischen Knoten erscheint antikisch. Das beinah strenge Idealbild der Mutter wird im Bild jedoch gekonnt mit Hilfe der kindlichen Lebendigkeit, einem spielerischen Element, kontrastiert.
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