Drei Römische Damen
Erwin Speckter
Beschreibung
Als Erwin Speckter Mitte Dezember 1830 Rom erreichte, notierte er: „Vom 15. Abends bis 18. Abends, drei ganze Tage, war ich in Rom und wußte weder, das es Rom, noch daß ich es war.“ Vor allem die Begegnungen mit jungen Italienerinnen dürften dem jungen Hamburger Künstler den Kopf verdreht haben. Die vorliegende Feder- und Bleistiftzeichnung zeigt drei Römerinnen in Anlehnung an klassische Darstellungen der drei Grazien und es scheint, als habe Speckter, gebannt vom sinnlichen Eindruck dieser Schönheiten, Halt in der kunsthistorischen Konvention gesucht. Die drei Damen sind als Gruppe zusammengefasst, die eine im Profil, die andere en face und die dritte von hinten gezeigt. Sie sind miteinander im Gespräch, tauschen Blicke aus, haben sich untergehakt und spazieren gemeinsam. Zugleich sind es drei Figurenstudien, deren variierte Ansichten einen ganzheitlichen Blick auf den Typus der Römerin, ihre Gesten, die Trachten und Frisuren erlaubt. Mit feinen, dicht gesetzten und teils gekreuzten Schraffuren, die den Körpern und Kleidern Plastizität verleihen, hat Speckter seine Zeichnung weit über die übliche Erinnerungsskizze hinaus bildmäßig erarbeitet und sich dabei an der Zeichenkunst Dürers und der Nazarener orientiert. Dass auch diesem Bild eine tatsächliche Begegnung zu Grunde liegt, verdeutlichen die drei Namen, die Speckter unterhalb der ganzfigurigen Porträts notierte: Virginia, Minicaccia, Maddalena. Näheres ist über diese drei Römerinnen leider nicht überliefert. Speckter blieb mehr als dreieinhalb Jahre in Italien. Im September 1834 kehrte er nach Hamburg zurück, wo er ein gutes Jahr später mit nur 29 Jahren starb.