Jakobikirche in Lübeck
Oskar Kokoschka
Beschreibung
Als Kokoschka 1958 vom Senat der Hansestadt Lübeck den Auftrag erhielt, eine Ansicht von Lübeck zu malen, hatte sich sein Ruf als herausragender Maler von Städtebildern nach der Verfemung durch das NS-Regime gerade von neuem befestigt. Das stilistische Merkmal seiner Städteporträts war dabei die lebendige impressionistische Wiedergabe der Wirklichkeit, die der Maler mit nervösem Strich hervorbrachte. Der damalige Direktor der Lübecker Museen Werner Schmalenbach beauftragte Kokoschka 1957, ein Lübeckbild zur „Bereicherung des Behnhauses“ zu schaffen. Zur Vorbereitung auf seine Aufgabe suchte sich der Künstler mit Hilfe von Fotografien einen Überblick über die möglichen Punkte zu verschaffen, von wo er die Stadt malen könne. Zwei Tage dauerte die Suche nach einem geeigneten Standort. Kokoschka entschied sich schließlich für den Blick auf die Jakobikirche von Norden aus. Im dritten Stock des Hauses Koberg 19 schlug er für zwei Wochen sein Malatelier auf. In seinem Gemälde gelang es Kokoschka, den monumentalen Kirchenbau innerhalb der kleinteiligen Stadtstruktur zum Mittelpunkt werden zu lassen und das Stadtensemble in eine flirrende Atmosphäre zu tauchen. Für den Betrachter ergibt sich der Eindruck momentanen Erlebens, umso mehr als das Bild durch den die Spitze des Kirchturms abschneidenden Ausschnitt ein Element des Zufälligen und Fragmentarischen erhalten hat.
Audio
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