Lübecker Hafen im Morgenlicht
Ulrich Hübner
Beschreibung
Ansichten von Seebädern und Hafenstädten waren die bevorzugten Motive des Berliner Malers Ulrich Hübner. Zu einem besonderen Schwerpunkt in seinem Œuvre entwickelten sich seine Bilder von Travemünde, wo er ab 1906 regelmäßig zum Sommeraufenthalt weilte. Um 1910 fand die Stadt Lübeck selbst sein künstlerisches Interesse, vor allem die Darstellung des Wassers und der Atmosphäre. Sein 1912 entstandener Blick auf den in der Morgensonne liegenden Altstadthafen mit der Silhouette Lübecks im Hintergrund ist ein Beispiel für die Fähigkeit Hübners, Stimmungen und flüchtige Impressionen einzufangen. Hübner ging es offensichtlich weniger um die Wiedergabe des hafentypischen Arbeitslebens als um das den Ort kennzeichnende Milieu. Mit seiner lockeren Pinselführung gelang es ihm bravourös die sonnenerfüllte flirrende Luft festzuhalten und den Bildraum mit atmosphärischen Schwingungen auszustatten.
Provenienz
1912 - unbekannt Ulrich Hübner, Berlin
frühestens Juni 1942 - November 1942 Galerie Zinkgraf, Inh. Friedrich H. Zinkgraf, München
seit November 1942 Museen für Kunst und Kulturgeschichte Lübeck, angekauft von Galerie Zinckgraf, München für 6.500,-RM
Die Jüdische Familie Heinemann musste nach Anfeindungen und Repressionen 1938/1939 ins Ausland fliehen. Um die sogenannte "Reichsfluchtssteuer" bezahlen zu können, mussten sie ihre Kunsthandlung verkaufen. Diese Zwangslage nutzte der langjährige Mitarbeiter Friedrich H. Zinkgraf aus, kaufte und "arisierte" die Firma 1937 und übernahm deren Bestand an Kunstwerken. Die Kunsthandlung Heinemann kennzeichnete ihren Bestand mit einer laufenden Nummer. Friedrich Zinkgraf übernahm dieses System. Auf der Rückseite des Gemäldes befindet sich eine solche Nummer. Anhand der Höhe der Zahl kann man davon ausgehen, dass das Gemälde erst nach der "Arisierung" in die Kunsthandlung kam. Dennoch bleibt die Frage, wann und von wem das Gemälde eingeliefert wurde.