Stadt in Abenddämmerung
Carl Gustav Carus
Beschreibung
Als dunkle Silhouette erscheinen die Türme und Giebel einer mittelalterlichen Stadt vor einem leicht bewölkten roten Abendhimmel. Carus komponierte das Bild aus der Spannung zwischen irdischer Sphäre und einer Himmelszone, die zwei Drittel der Bildfläche einnimmt. Das Zentrum versah er mit besonderer Bedeutung: Hier ragen die symmetrisch angeordneten Türme einer gotischen Kirche weit in den Himmel und rahmen den dahinter aufgegangenen Abendstern. Ein von einer Marienfigur gekrönter und mit betenden Engeln geschmückter Giebel ist dem Betrachter zugewandt und leitet dessen Blick zur Sternenerscheinung in der Bildmitte. Carus schilderte keinen realen Ort, sondern die Vision einer aus dem irdischen Dunkel auftauchenden viel- und spitztürmigen Stadt. Die filigranen gotischen Formen, die Carus besonders auf seiner Englandreise im Jahre 1844 studiert hatte, und die Bildwerke stehen für die christliche Baukunst des Mittelalters und verweisen als religiöse Symbole auf Gott. Mit der Architektur der Gotik nahm Carus ein beliebtes, auch von Caspar David Friedrich benutztes Motiv der Romantik auf.