Segelmacherwerkstatt in Lübeck
Gotthardt Kuehl
Beschreibung
Für den gebürtigen Lübecker Kuehl wurde Paris ab 1879 zu einem Schlüsselort. Während des zehnjährigen Aufenthaltes an der Seine gelang ihm u. a. mit der Präsentation seines Gemäldes „Segelmacherwerkstatt in Lübeck“ im Jahr 1887 der künstlerische Durchbruch. Wie in seinen zahlreichen Waisenhaus- und Dielenbildern steht auch in der „Segelmacherwerkstatt“ das Alltagsleben der einfachen Bevölkerung im Mittelpunkt der Erzählung. Wie dort vermeidet Kuehl allzu fühlbare sozialkritische Akzente und gestaltet die in warmes Licht getauchte Werkstatt als genrehafte, den Betrachter unterhaltende Szenerie. Eine rahmende Rückenfigur führt auf der linken Bildseite in den bühnenartigen Werkstattraum ein. Die Hauptaufmerksamkeit des Bildes, das die Werkstatt Brandt in der Lübecker Beckergrube 108 (nach heutiger Zählung 91) wiedergibt, liegt auf dem jungen Segelmacher mit rotem Barett, der von zwei Frauen beim diffizilen und überaus doppeldeutigen Einfädeln in eine Nadel beobachtet wird. Gerade durch den keck vorgeschobenen Oberkörper der neben ihm sitzenden weiblichen Figur entpuppt sich die auf den ersten Blick harmlos daherkommende Arbeitsszenerie als süffisant aufgeladenes erotisches Spiel zwischen den Geschlechtern.
Audio
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