Mädchenakt vor Mohnblume
Paula Modersohn-Becker
Beschreibung
Etwa ab 1905 fand Paula Modersohn-Becker zu einem neuen Thema: der weiblichen und kindlichen Aktdarstellung mit Frucht- oder Blumenbeigaben. Das Bild entstand 1906 während ihres vierten und letzten Aufenthaltes in Paris.
Die Mädchen befinden sich im Garten, wo alles wächst und gedeiht, sie sind selbst Teil der fruchtbaren Natur und können als Sinnbild für die Zukunft gedeutet werden. Die spirituelle Eintracht und die körperliche Nähe lassen die beiden Figuren als Einheit erscheinen. Sie verharren regungslos in ihrer Pose, die Komposition erfolgte nach ästhetischen Gesichtspunkten. Damit rückt dieser Doppelakt in die Nähe eines Stilllebens.
Der Lübecker Museumsdirektor Carl Georg Heise (1890–1979) versuchte dieses Gemälde 1931 für das Behnhaus zu erwerben. Doch der Kunstsammler Dr. Wünsche aus Zwickau kam Heise zuvor. Zwei Selbstbildnisse der Künstlerin, die Heise 1921 erworben hatte, wurden 1937 als sogenannte entartete Kunst beschlagnahmt und aus dem Museum entfernt. Es ist daher ein besonderer Glücksfall, dass der „Mädchenakt“ doch noch seinen Weg nach Lübeck gefunden hat.