Lübecker Diele (Kapitelstraße)
Gotthardt Kuehl
Beschreibung
Im Sommer 1914 stattete Kuehl der Stadt seiner Kindheit einen letzten Besuch ab. Im Kontext dieser Reise und der nochmaligen Auseinandersetzung mit der norddeutschen Dielenhausarchitektur entstand das hier gezeigte Gemälde. Es zählt zu den letzten Werken aus Kuehls Hand.
Zielte Kuehl in den früheren Werken noch auf eine realistische, durchaus auch pittoreske Darstellung der Raumsituation, scheinen sich in diesem Bild die Verhältnismäßigkeiten zugunsten eines avantgardistischen Blickwinkels umgekehrt zu haben. Das skizzenhaft in Braun und Ocker angelegte Gemälde, das mit seinen schnellen Pinselstrichen und sich auflösenden Konturen die gestische Kraft des Expressionismus aufnimmt und damit zugleich exemplarisch für den Spätstil Kuehls steht, beeindruckt durch seine überspannte, experimentelle Perspektive.