Leuchterreiter
Gerhard Marcks
Beschreibung
„[…] ein Reiter als Kerzenhalter, wird ausgeführt in einer fast vergessenen Masse, in braunrotem Böttger-Steinzeug, dem Vorläufer des deutschen Porzellans. Und jetzt fügt sich die stumpfe, glanzlos dunkle Masse köstlich zu den schnittigen Flächen expressionistischer Prägung, und darüber hinaus kann man beobachten, wie das Material selbst zum Anreger ausdrucksvollerer Formgestaltung geworden ist. Der Leuchter ist von so überzeugender Schönheit, weil Stoff und Form sich restlos entsprechen.“ Mit diesen Worten beschrieb Carl Georg Heise den „Leuchterreiter“ von Gerhard Marcks 1920 in der von ihm herausgegeben Zeitschrift „Genius“. Der Künstler hatte dem Lübecker Museumsdirektor am 30. November 1920 den Abdruck seiner Figur erlaubt: „Sehr geehrter Herr Heise! Selbstverständlich bin ich mit der Reproduktion des Leuchterreiters einverstanden, und wenn Sie darüber etwas schreiben so ehrt mich das […].“ In der Verbindung des Reiters als Kerzenhalter mit dem alten Werkstoff Böttger-Steinzeug erkannte Heise ein überzeugendes Kunstwerk und die Pflege zeitgenössischer Kunst in ihrer traditionellen Verankerung bildete die Grundlage für Heises Lübecker Museumsarbeit. Gerhard Marcks zeigte nun großes Interesse an dem Artikel und wandte sich daher am 13. Dezember an Heise. Er bat darum, ihm das Heft, in dem Heise den Leuchterreiter beschrieben hatte, zuzuschicken. Um sicher zu gehen, dass Klarheit darüber bestand, welches Werk gemeint ist, fügte er den Satz „Es ist doch wohl der“ hinzu, gefolgt von der Zeichnung der Figur.