Hermes
Hans Schwegerle
Beschreibung
Am 2. März 1920 besucht Thomas Mann den aus Lübeck stammenden Bildhauer Hans Schwegerle in dessen Münchner Atelier. Die Figur des „Hermes“ ist gerade in Ton vollendet. Allein durch die Flügelkappe ist sie als Gott der Redekunst zu identifizieren. Der Schriftsteller ist „entzückt“. In seinem Tagebuch notiert er seine Eindrücke: „ein leicht orientalisches Gesicht, originell, unter der Flügelkappe; die Hände in sprechender, verhandelnder, sogar etwas handelsmännischer Bewegung.“ Die hier beschriebene doppelte Bedeutungsebene des Hermes macht Thomas Manns Kunstverständnis deutlich: Hermes ist der Gott der Diebe, der Kaufleute und des Handels und verweist damit auf die protestantische Hansestadt Lübeck. Hermes ist aber zugleich der Gott der Rede und der Rhetorik und damit auch der Schutzgeist des Schriftstellers.
Thomas Mann erwirbt 1921 einen Bronzeguss des „Hermes“ vom Bildhauer, der auf der Ausstellung zur Nordischen Woche im Behnhaus gezeigt wird. Nach der Beschlagnahmung durch die NS-Behörden im September 1937 wird die Statue Anfang Oktober zusammen mit dem übrigen Inventar versteigert. Der hier gezeigte zweite Guss wird 1942 für das Behnhaus beim Künstler angekauft.