Der Sänger (Gemeinschaft der Heiligen), Fotografie von Hildegard Heise

Ernst Barlach, Hildegard Heise

Der Sänger (Gemeinschaft der Heiligen), Fotografie von Hildegard Heise
Der Sänger (Gemeinschaft der Heiligen), Fotografie von Hildegard Heise
1931
207 x 51,5 x 38
Beim Künstler für die Fassade der Katharinenkirche von Carl Georg Heise privat in Auftrag gegeben
Katharinenkirche, Westfassade

Beschreibung

Als der Lübecker Museumsdirektor Carl Georg Heise im Oktober 1929 Ernst Barlach in dessen Atelier besuchte, schmiedeten sie gemeinsam einen tollkühnen Plan: Der Bildhauer sollte für alle 16 Nischen an der Fassade der Lübecker Katharinenkirche überlebensgroße Figuren schaffen. Die erste Entwurfszeichnung (Abb.), die Barlach 1929 anfertigte, veranschaulicht dies mit einem Ausschnitt der Fassade: Zwölf Skulpturen sind darauf bereits skizziert, zwei weitere angedeutet. Heise plante, von jeder Figur eine zweite gießen zu lassen, deren Verkauf die Lübecker Skulpturen mitfinanzieren sollte.
Für Heise war die Verbindung von alter und neuer Kunst während seiner Lübecker Zeit ein entscheidender Leitgedanke. Die Ausstattung einer gotischen Kirchenfassade mit zeitgenössischer Kunst folgte ganz konsequent dieser Idee. Verbindendes Element war für Heise ein moderner, freireligiöser Glaube an eine „Gemeinschaft der Heiligen“; keine Heiligen im streng christlichen Sinne, sondern „Repräsentanten der kämpfenden, leidenden und überwindenden Menschheit“, wie Heise 1934 rückblickend schrieb. Insgesamt entwickelte Barlach 18 potentielle Mitglieder seiner „Gemeinschaft der Heiligen“. Zur Ausführung gelangten lediglich drei Figuren: „Der Bettler“ 1930, „Der Sänger“ 1931 und die „Frau im Wind“ 1932. Künstlerisch gelangen Barlach mit diesen drei Figuren jedoch solch ausdrucksstarke Plastiken, dass das umfassende Bild einer „Gemeinschaft der Heiligen“ bereits erkennbar war.
1937 wurden die drei Figuren der „Gemeinschaft der Heiligen“ aus der Lübecker Katharinenkirche als Werke der sogenannten entarteten Kunst entfernt. Erst 1947 erhielten sie ihren angedachten Platz in den Fassadennischen der Katharinenkirche.

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